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Der Zündstoff der Nichtigkeiten - Teil 2

Was war passiert? Drehen wir die Geschichte aus Teil 1 um 10 Minuten zurück.

Paul steht an der Kasse im Supermarkt. Hinter ihm befinden sich drei Kunden. Sein Einkaufswagen ist gut gefüllt. Nun ist er an der Reihe. Bereits nach kurzer Zeit stapeln sich seine Einkäufe auf der Mini-Ablage am Ende des Bandes. Paul kann gar nicht so schnell einräumen, wie der Kassierer völlig unbeeindruckt weiter einscannt. Leichter Unmut steigt in Paul auf. Und die Krönung? „Macht 57,24 €“, sagt der Kassierer und streckt die Hand aus, obwohl noch jede Menge seiner Waren auf dem Band liegen.

Wie ergeht es Ihnen, wenn Sie für eine Situation verantwortlich gemacht werden, die Sie nicht verursacht haben? Wenn sich alle zurücklehnen und von Ihnen nur noch Ergebnisse fordern?

In der Fliegerei kann es unerwartet ganz schnell gehen. Eben noch entspanntes und überschaubares Fliegen, im nächsten Moment scheint Alles gleichzeitig zu passieren. Nur die konsequente Anwendung bewährter Methoden zur Stressreduzierung und im Umgang mit Fehlern macht die Fliegerei so sicher wie wir sie alle kennen.

Von dieser Vorgehensweise ist Paul meilenweit entfernt. Seine Emotionen kennen nur eine Richtung und zwar nach oben. Unbeirrt und fast schon stur räumt er seine Waren weiter ein.Der Kunde hinter ihm fängt schon an zu maulen. „Nun bezahlen Sie doch endlich und räumen danach weiter ein. Mein Auto steht im Halteverbot!“

Paul blickt wütend in die Runde, sagt aber nichts. Er ist genervt, will einfach nur weg hier und fühlt sich zu Unrecht attackiert. Ihm ist nicht entgangen wie er sich unter dem Einfluss seiner Emotionen verändert hat. Geradezu einen Tunnelblick hat er entwickelt und auf jede Ansprache und Äußerung ungehalten reagiert.

Unter normalen Umständen hätte Paul den Kassierer freundlich gebeten, langsamer einzuscannen. Und für seinen Hintermann hätte er auch ein beruhigendes Wort gefunden.Aber diese Situation ist nicht normal und Paul befindet sich längst im Kampfmodus fernab jeglicher Vernunft.

Was hilft, wenn es so brennt? Es ist der persönliche Feuerlöscher, der seinem Herrn und Meister zusätzliche Zeit verschafft. Welche Zeit? Und wozu?

Eine kurze Vorüberlegung: Es ist Pauls prompte Reaktion auf jegliche Art von Provokation, die ihn aus der Haut fahren lässt und sein klares Denken zunehmend einschränkt. Wird diese Zeitspanne zwischen Provokation und seiner Reaktion darauf durch seinen persönlichen Feuerlöscher verlängert, hat Paul alle Möglichkeiten, souverän zu agieren.

Je besser Paul die Auslöser und seine eigenen Reaktionen darauf kennenlernt, desto klarer wird die notwendige Zeitspanne, die sein persönlicher Feuerlöscher ihm in brenzligen Situationen zur Verfügung stellen muss.
Wichtig hierbei ist, dass Paul sich Maßnahmen in der gewonnenen Zeit überlegt, um eine Eskalation der Situation zu verhindern. Zu diesen Maßnahmen zählen beispielsweise die Anwendung einer bestimmten Atemtechnik zur körperlichen Entspannung und/oder eine Bewertung der Situation aus verschiedenen Perspektiven heraus. Welche Aktivitäten zu berücksichtigen sind, hängt davon ab, was Paul auf die Palme bringt.

Die gute Nachricht: Die Länge der von Paul benötigten Zeitspanne kann durch entsprechendes Training mit Methoden der Luftfahrt maßgeblich verkürzt werden. Damit werden auch die Maßnahmen, die in dieser zusätzlichen Zeitspanne angewendet werden, auf Dauer weniger.

Dass dem Ganzen Grenzen gesetzt sind, versteht sich von selbst. Je nachtragender Paul ist, desto länger muss ihn sein Feuerlöscher unterstützen und desto spezieller wird sein Training ausfallen.
Aber daran denkt Paul jetzt nicht.

In Teil 3 zeige ich, ​wie Sie Empathie dort einsetzen, wo es sinnvoll ist ohne sich selbst aufzugeben.

Bleiben Sie dran!

 

Robert Stolz