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Der Fluch der Telefonkonferenzen und der Segen der Sichtbarkeit

Vor ein paar Tagen besuchte ich eine Online – Konferenz eines versierten Dienstleisters zum Thema „Führung in der Digitalisierung“ und es passierte folgendes:

Ein Vertriebsleiter eines namhaften Unternehmens saß in salopper Kleidung vor seinem Laptop. Plötzlich stand er auf und holte sich etwas zu trinken. Anschließend beobachtete er den Fortgang der Konferenz im Stehen vor seinem Computer. An sich nichts Außergewöhnliches, wenn er nicht begonnen hätte, sich anschließend mit Hilfe seines Zeigefingers gründlich die Nase zu säubern. Ich ahnte Schlimmeres und ließ ihm eine Nachricht über die Chat-Funktion zukommen, dass seine Kamera aktiv sei.

Es folgte…keine Reaktion. Offensichtlich hatte er sein Chat-Fenster nicht geöffnet, um meinen Hinweis bemerken zu können.

In der Luftfahrt zählen Achtsamkeit und die Einstellung zu ihrem ausgeübten Beruf mit zu den wichtigsten Faktoren in der Ausbildung von Piloten. Dabei repräsentiert die „Uniform“ die Marke der Fluggesellschaft. Sie signalisiert dem Fluggast Sicherheit und Vertrauen.

Zurück auf den Boden der Tatsachen:

Was macht ein solches Bild im Kopf des Betrachters, der vielleicht sein Kunde, sein Vorgesetzter oder sein Kollege ist? Immerhin bestand während der Konferenz die theoretische Möglichkeit, dass mehr als 300 Personen dieses Szenario mitverfolgt haben.

Laut Psychologen bleiben derartige Peinlichkeiten nicht lange im Gedächtnis des Betrachters. Die Voraussetzung dafür ist, dass der erste Eindruck positiv war. Und wenn man bis dato mit diesem Menschen noch nichts zu tun gehabt hat?

Hoffen wir, dass die Reaktionen auf seine unbedachte Aktion keinen Nachteil für ihn heraufbeschworen haben. Auszuschließen ist das jedoch nicht.

Das kann so weit gehen, dass er je nach Ansicht seines Unternehmens für öffentliche Auftritte, und dazu zählen auch Kundenbesuche, nur noch bedingt geeignet ist. Dann könnte er schlimmstenfalls von jetzt auf gleich in seiner Funktion nicht mehr aktiv sein. Was das bedeuten kann, lässt sich leicht an zehn Fingern abzählen.

Was lernen wir aus der Geschichte?

Telefonkonferenzen in Verbindung mit Home-Office, sind Fluch und Segen zugleich. Zum einen kann es den eigenen Ruf ruinieren, wenn die eigene Wachsamkeit nachlässt, man sich „vergisst“ oder nicht auf sich achtet.

Zum anderen bietet genau dieses Szenario die Gelegenheit, sich entsprechend positiv bei den Teilnehmern im Gedächtnis zu verankern. Wenn die Internetverbindung stabil ist, Kamerabild und Ton eine gute Qualität liefern, ist das schon die halbe Miete.

Die andere Hälfte bestimmen das optische Erscheinungsbild und das Verhalten während der Konferenz. Unbewusst vergleicht sich jeder instinktiv mit dem Bild des anderen. Eine anschließende Bewertung mancher Zeitgenossen in Form von „Nase rümpfen“ ist dabei nicht ausgeschlossen. So möchte man selbst auf gar keinen Fall wahrgenommen werden.

Sie haben es also ein Stück weit in der Hand, welchen Eindruck die anderen Teilnehmer über Sie gewinnen. Eine gepflegte Kleidung, eine gefällige Frisur und ein freundliches Umfeld sagen viel über ihre Haltung und Ihre Wertschätzung aus.

Und wenn Sie dann noch bei der Sache sind und nicht mit der Beantwortung Ihrer E-Mails dokumentieren, dass Sie das vorgetragene Thema nicht wirklich brennend interessiert, dann haben Sie beste Voraussetzungen geschaffen, dass man sich auch nach der Telefonkonferenz gerne an Sie erinnert.

Ein motivierender Gedanke, wenn Sie auf diese Weise wahrgenommen werden. Dann spielt die Entfernung durch das Homeoffice im Hinblick auf Ihre Kompetenz keine Rolle mehr.

 Schreiben Sie mir, welche Erfahrungen Sie gemacht haben.

 

Robert Stolz